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GigaFOIL V3 – Der bessere OLD6000?

Da der OLD6000 V1 ja bei allen Messungen durch seine hohen Eigenstörungen im Gleichtakt negativ aufgefallen ist und bei Hörern inzwischen auch wieder durch andere Setups ersetzt wurde (z.B. durch den WR902AC), hatte ich mich auf die Suche nach einer Alternativen gemacht, da ja nicht jeder WLAN einsetzen möchte. Eine Alternative war mir eigentlich schon länger bekannt, allerdings hatte ich noch nie die Chance gehabt, einen GigaFOIL zu messen oder auch zu hören. Bei Ebay konnte ich einen GigaFOIl V3 relativ günstig aus den USA erstehen, sodass sich dieser jetzt bei mir befindet. Er war auch schon mal bei User Hubert, der diesen gegen den OLD6000 V1 im Hörtest verglichen hat – aber später mehr dazu.

GigaFOIL – INLINE Ethernet Filter

Aufmerksam auf den GigaFOIL bin schon vor ein paar Jahren durch diverse US Audio Foren geworden. Dort wurde der GigaFOIL als Alternative zu dem Etherregen gehandelt und angepriesen.

https://audiophilestyle.com/forums/topic/38751-gigafoil-ethernet-optical-isolation/

https://www.audioshark.org/computer-digital-audio-11/gigafoil-v4-inline-ethernet-filter-15781-page11.html

https://forum.psaudio.com/t/gigafoil-ethernet-filter-has-launched/8903

Der GigaFoil ist ein Produkt und eine Entwicklung von DJM Electronics Inc. aus San Diego. DJM Electronics Inc. bezeichnet sich selbst als einer der größten Hersteller und Vertreiber von EMI-Filtern, HF-Abschirmungsprodukten, HF-Absorbern und Abschirmungszubehör in Nordamerika. Die Filter, die DJM Electronics Inc. anbietet, sind eigentlich für EMV Räume entwickelt – was man dem GigaFOIL auch ansieht. Zum einen gibt es USB Filter und dann die Ethernet Filter, die alle auf der gleichen, patentierten Technik basieren. Kern davon ist eine Isolation durch ein LWL Modul – DJM Electronics Inc. spricht von einem Fiber Optic Isolation Link (FOIL). In wie fern es hier Patentüberlappungen mit dem Patent des OLD6000 gibt ist nicht klar.

Auch die Protokoll-Angabe auf dem Typenschild mit 1000base SX lassen erkennen, das hier LWL im Spiel ist.

DJM Electronics Inc. wirbt mit 100dB Störungsdämpfung im Bereich von 10kHz zu 10GHz – eine stolze Ansage. Der GigaFoil ist der Ethernet Filter der Produktlinie, der inzwischen in der Version 4 vorliegt und es in verschiedenen Bauformen gibt. Die Version 4 gibt es auch ohne die Rohrdurchführung für EMV-Räume, sodass er eleganter auch in eine Audio Setup integriert werden kann. Der hier getestete GigaFOIL ist Version 3, der aber die gleiche Kerntechnologie wie auch die Version 4 beinhaltet.

Hier die technischen Daten aus dem Datenblatt:

Erster Eindruck

Der Einsatzzweck des GigaFOIL V3 wurde direkt nach Auspacken der Lieferung aus den USA klar – das dieses Gerät nicht für Audiophile hergestellt wurde, sieht man dem Teil direkt an. Das Gehäuse besteht aus verzinktem Metall, dessen Deckel und Bodenseite ähnlich wie bei Stromnetztfiltern verlötet sind.

Zur Durchführung durch die Wände eines EMV Raumes hat der Giga FOIL ein Gewinderohr, durch das ein CAT Kabel mit RJ45 Buchse als “Out” durchgeführt ist. Die RJ45 Buchse hat zwar einen Metallenen Konnektor, jedoch ist dieser anscheinend nicht weiter auf Masse aufgelegt.

Ein erster Hörtest mit 6.6V LiFePo4 Akku Versorgung (das verträgt er also) fiel durchaus vielversprechend aus. Schöne tiefe Basswiedergabe und sehr schöne tiefe schwarze Bühne mit natürlicher Stimmwiedergabe.

Zusätzlich sei erwähnt, das der Ethernet, anders als z.B. der OLD6000, Gigabit Ethernet beherrscht.

Wirkliche Isolation?

Beim Durchmessen der Anschlüsse ist mir jedoch gleich etwas aufgefallen, das nicht so richtig ins Bild mit der Aussage “Isolator” passt. Der GigaFOIL hat zwischen den RJ45 Ports eine gemessene Kapazität von ca. 3.8nF und von den Ports jeweils zur Gehäusemasse 7nF. D.h. das es über die Bob Smith Terminierung der beiden Ports eine Verbindung gibt.

Der Hersteller DJM Electronics hat mir inzwischen bestätigt, das beide Seiten eine gemeinsame Masse haben, was natürlich die Isolation aufhebt. DJM Electronics meint, das der GigaFOIL V3 in EMI Räume eingesetzt wird und somit eine saubere Erdung vorausgesetzt werden kann. Er meinte auch, das der GigaFOIL über zwei Kammern verfügt, um EMI Einflüsse von einer Seite zur anderen zu minimieren und dies über eine reine Isolation hinausgeht.

Ob die gemeinsame Masse bei dem GigaFOIL V4 Inline Modell, das u.a. auch fürs Audio Streaming angeboten wird, anders gelöst ist, kann ich nicht sagen, ich vermute jedoch, das dies nicht der Fall ist.

Messungen

Messungen der Gleichtaktstörungen TX

Gemessen wurden die Gleichtaktstörungen von TX am Ausgang des GigaFOIL – also an dem RJ45 Stummel, der aus dem Rohr herausragt.

Peak-Peak: 48mV
RMS: 3,7mV

Zum Vergleich der OLD am Sekundär Port (Achtung, andere Skalierung in der Darstellung):

Peak-Peak: 89,6mV
RMS: 4,1mV

Störungs-Spektrum FFT 0 – 250MHz:

Zum Vergleich die FFT 0-250MHz vom OLD6000 am Sekundär-Port, die sich gar nicht so groß unterscheidet:

Störungs-Spektrum FFT 0 – 50hHz:

Schönes ausgeglichenes Frequenzspektrum mit nur einem Peak im Bereich von ca. 391kHz.

Zum Vergleich die FFT 0-500kHz vom OLD6000 am Sekundär-Port:

Hier sieht man wieder schön die Störungen des Fly Back Converters im Bereich von 48kHz und den harmonischen Oberschwingungen, die bedeutend höher sind als die des GigaFoil im Bereich 391kHz.

Im Bereich der Gleichtaktstörungen kann der GigaFOIL V3 jedenfalls gegenüber dem OLD6000 überzeugen.

Messungen der Störungsströme

Letztendlich zählt am Ende des Tages das, was an Störungen beim Empfänger ankommt. Um dies zu überprüfen, wurde folgender Setup gewählt:

Fritz.Box 7590 mit Standard Netzteil– 15m Cat5e Kabel — OLD600 oder GigaFoil im Akku Betrieb mit LiFePo4 — 50cm Belden UTP Kabel mit DIY Sonde — Netgear Hub im MDIX Modus.

Es ging hierbei zu überprüfen, was denn in einem realistischen Setup bei einem Empfänger für Störungen ankommt, um eine Einschätzung der Wirksamkeit der Isolation zu machen. Zu beachten ist hierbei, das die DIY Stromsonde nur für Vergleichsmessungen eingesetzt wird, da sie nicht kalibriert ist und somit nicht für absolute Messungen verwendet werden kann. Jedoch kann sie sehr schön Unterschiede aufweisen.

Zuerst wurde jedoch das 15m CAT 5e Kabel von der FritzBox mit einem Koppeladapter direkt mit dem 50cm Belden verbunden und die Störungsstromflüsse gemessen:

Peak-Peak: 480mV
RMS: 30mV
Schön zu sehen die Störungen der Fritzbox mit starker Ausprägung im Bereich von ca. 32kHz

Jetzt der GigaFoil

Peak-Peak: 186mV
RMS: 9mV
Immer noch zu sehen die Störungsfrequenz von ca. 32kHz der Fritzbox, jedoch sehr stark abgeschwächt.

Und nun der OLD6000 (Achtung, andere Skalierung)

Peak-Peak: 872mV
RMS: 54mV

Diese Werte sind schon eine Ansage. Die Werte vom OLD6000 sind höher als die, wenn die Fritz.Box direkt angeschlossen ist. Betreibt man mit dem OLD6000 vielleicht doch HF Sounding? Ausschließen kann man dies m.E. jedenfalls nicht.


Allerdings scheinen die Störfrequenzen der Fritzbox hier nicht durch zuschlagen, sodass die Isolation hier anscheinend besser Funktioniert, als beim GigaFOIL V3. Allerdings sind die Eigenstörungen mit den Frequenzen des Fly Back Konverters das Problem, sodass die” Über Alles” Störungsströme bei dem OLD6000 viel höher sind, als bei dem GigaFOIL V3. Die FFT Spektrums-Analysen zeigen ein Ähnliches Bild, sodass diese hier nicht gezeigt werden, jedoch an Anfrage zugestellt werden können.

Fazit

Obwohl der GigaFOIl V3 bzgl. Isolation ein Defizit hat, in dem er für Eingang und Ausgang eine gemeinsame Masse verwendet und somit stromtechnisch keine Isolation realisiert, kann er bzgl. des Störungslevel, das beim Empfänger ankommt durchaus gegenüber dem OLD600 überzeugen. Dies ist hauptsächtlich darin begründet, das der OLD6000 durch den Fly Back Konvertser so hohe Eigenstörungen produziert – am Ende des Tages kommt es aber darauf an, was beim Empfänger ankommt. Und das ist beim GigaFOIL in einem realistischen Setup mit FritzBOX einfach bedeutend weniger. Dies wird auch durch meine eigenen Hörerfahrungen, aber auch durch die von Mitglied Hubert bestätigt, der den GigFOIL auch gegenüber dem OLD6000 V1 gehört hat und diesen ganz klar im Vorteil sieht. Allerdings bezweifele ich mal die 100dB Dämpfung, die der Herstelle angibt.

Wie sich der GigaFOIL bzgl. seiner Isolationswirkung gegenüber dem EtherRegen schlägt, kann ich leider nicht mehr ermitteln, da ich keinen EtherRegen mehr habe. Allerdings hat der EthernRegen eine konsequente Massetrennung, sodass ich davon ausgehe, das er sich besser schlägt als der GigaFOIL V3.

Ich werde demnächst einen Massentest von unterschiedlichen Lösungen in einem realistischen Setup machen und hierbei muss sich auch der GigaFOIL behaupten. Dann wird sich zeigen, wie dieser gegenüber z.B. den WLAN oder auch dem FMC LWL Lösungen abschneidet.

Wer den GigaFOIL mal in seiner Kette Testen will, kann mir gerne eine Nachricht, am besten mit Versand Ticket zukommen lassen.

Ich hoffe, das ich Euch hiermit etwas neue Informationen zum Ethernet-Sound geben konnte und würde mich über Rückmeldungen freuen.

Beste Grüsse,

Eric

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Mister G.

    Hallo Eric,

    Wieder Top Bericht !!! Auch für mich Laien gut verständlich und nachvollziehbar!!!

    Aber was meinst Du mit Störungserhöhung des Delocks unter anderem ” durch Modenkonvertierung” ?

    LAN bleibt doch LAN? oder ist damit eine Neutaktung des Signals gemeint?

    Beste Grüße

    Matthias

    1. Eric

      Hallo Matthias,

      vielen Dank für die Blumen.
      Bzgl der Isolatoren meinte ich, das wie in dem Vergleich von
      Sotm und Delock aufgezeigt, bei einem störungsarmen Netzwerk die Störungen leicht angestiegen sind. Da die Teile ja passiv sind, kann dies m.E. nur durch Umwandlung von Energie aus dem Differentialsignal in den Gleichtakt kommen (=Modenkonvertierung).

      Beste Grüße,

      Eric

  2. Martin

    Hi Eric,

    Vielen Dank für die Rückmeldung.

    Das wäre ja wirklich Ironie des Schicksals, wenn jetzt der vom Oberentstörer empfohlene Isolator mit HF Sounding glänzt – wirklich interessant……

    Tschau,
    Martin

  3. Eric

    Hallo zusammen,

    Noch ein Nachtrag:
    Die Vermutung, das der OLD mit Störungen glänzt und hierdurch den Klang beeinflusst, hatte ich ja schon von Anfang an und hatte dies mit meinen damaligen Messungen herausgefunden. Interessant ist nun, das auch mit einem komplett anderen Mess-Setup ein ähnliches Ergebnis herauskommt – nämlich, das der OLD eine Störungsdreckschleuder ist. Das ist auch das, was jeder Elektrotechniker in meinem Einzugskreis bei Betrachten der Platine vermutet hat.

    Der GigaFOIL mag nicht optimal sein, aber immer noch besser als der OLD6000. Wer also keine Lust auf WLAN, was mit dem WR902AC definitiv weniger Störungen produziert, hat, sollte den GigaFOIL mal in Betracht ziehen.

    Auch die Diskussion um eine. “Galvanische Trennung” finde ich nicht zielführend. Auch ein Delock Isolator realisiert eine Galvanische Trennung, jedoch hat sich gezeigt, das hier etlichr.Störungen durch kapazitive Kopplungen durchkommen und durch Modenkonvertierung noch einige hinzu.

    Beste Grüße,

    Eric

    Beste Grüße,
    Eric

  4. Martin

    Hallo Eric,

    ganz herzlichen Dank für diesen wieder sehr gut zusammengefassten Artikel!

    Du schreibst: “Betreibt man mit dem OLD6000 vielleicht doch HF Sounding? Ausschließen kann man dies m.E. jedenfalls nicht.”.

    Was Du gemessen hast, sind doch die Störungs Ströme zwischen dem OLD und dem Empfänger, der im realen Setup der Streamer ist. D.H. also, das bei dem Einsatz des OLD zwischen Deiner Fritzbox und dem Streamer ein höheres Störungsniveau herrscht, als wenn man die Fritzbox direkt an den Streamer hängt?

    Tschau,
    Martin

    1. Eric

      Hi Martin,

      genau so sieht es anscheinend aus. Selbst wenn man die Genauigkeit der DYI Sonde bezweifeln kann, sind die relativen Unterschiede nicht zu ignorieren. Ich gebe hier nur das wieder, was ich messe – ich messe nicht, um eine Meinung von mir zu untermauern. Wenn man nun bei Clock Upgrades Klangunterschiede, bzw. einen bevorzugten Klang auf die durch den Clock Umbau anfallenden Störungen zurück führt, dann muss man auch so ehrlich sein und diese Möglichkeit auch beim OLD in Betracht ziehen.

      Beste Grüsse,

      Eric

      1. Eric

        Und nochmal ein paar Worte zum Thema HF Störungen durch den OLD6000:
        Was der OLD6000 unbenommen gut macht, ist die Reduktion der Störungen von dem davorliegendem Netzwerk. Das wird nur von LWL Konvertern (Räumlich mit Distanz) oder der WLAN Lösung im Batteriebetrieb übertroffen. Die Probleme sind die Eigenstörungen, die gemessen sogar höher sind als bei der Fritz.Box. Wenn man nun einen OLD6000 verwendet, um die Störungen von z.B. der Fritz.Box fernzuhalten, dann versucht man meiner Meinung nach den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Noch schlimmer, da dann sogar noch mehr Störungen beim Streamer ankommen. Das mag dann dem einen oder anderen Klanglich gefallen, hat aber nix mit Reduktion von Störungen zu tun oder irgendwas mit Netzentstörung zu tun.
        Auffällig ist dabei ja auch, das es Nutzer gibt, die den OLD6000 nach einer LWL Strecke mit zwei Konvertern betreiben – weil es besser klingt. Da frage ich mich doch, was soll der OLD6000 dann noch fernhalten von Streamer, wenn es doch schon eine komplette LWL Trennung davor gab – m.E. auch ein deutliches Zeichen, was hier genau passiert.
        Das unglaubliche daran finde ich nach wie vor, das die Promotoren sich zu diesen Erkenntnissen immer noch nicht äussern oder auch mal eigene MEssungen vorlegen, die die Erkenntnisse widerlegen. Stattdessen werden alle kaufwilligen, gutgläubigen Forumskollegen, die für 300€ eine HF Soundmaschine gekauft haben, mit Nebelkerzen ruhig gestellt und selbst Kollegen, von denen ich etwas mehr Sachverstand erwartet hätte, verschließen hier die Augen. Falls das Thema doch noch in diesen Kreisen diskutiert werden sollte, ist ja auch klar, wie die Argumentationen sein werden – aus Mangel an sonstigen Argumenten.

        Beste Grüsse,

        Eric

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